Trierischer Volksfreund 03.07.2009*

*Wenn es warm wird, strahlt es mehr*

Von unserem Redakteur Bernd Wientjes
Das Land überwacht mit 27 eigenen Mess-Stationen die Strahlung der
Kernkraftwerke im lothringischen Cattenom und der Anlagen im
rheinland-pfälzischen Mühlheim-Kärlich und im hessischen Biblis. Doch
selbst wenn eine dieser Stationen über längere Zeit erhöhte Werte funkt,
ist man im zuständigen Ministerium nicht beunruhigt.
Das Land überwacht mit 27 eigenen Mess-Stationen die Strahlung der
Kernkraftwerke im lothringischen Cattenom und der Anlagen im
rheinland-pfälzischen Mühlheim-Kärlich und im hessischen Biblis. Doch
selbst wenn eine dieser Stationen über längere Zeit erhöhte Werte funkt,
ist man im zuständigen Ministerium nicht beunruhigt.

Um auf Störfälle im französischen Kernkraftwerk Cattenom aufmerksam zu
werden, gibt es mehrere Strahlenmess-Stellen auch auf
rheinland-pfälzischem Gebiet. Foto: dpa

Konz/Mainz. Wenn irgendwo erhöhte Radioaktivität festgestellt wird, ist
das ein Grund, alarmiert zu sein. Sollte man denken. Doch im Mainzer
Umweltministerium sieht man das gelassener. Dass im April über mehrere
Tage an einer Station in Konz höhere Strahlenwerte als üblich gemessen
wurden, beunruhigte jedenfalls niemanden im Ministerium. Erst als der
Konzer Bürgermeister, der wiederum von der Umweltschützerin Elisabeth
Quaré auf die Mess-Ergebnisse aufmerksam gemacht worden war, sich an das
Ministerium wandte, wurde nachgeschaut, warum die Station, die auf einer
Schule installiert ist, erhöhte Werte maß. Ergebnis: Eine Mess-Sonde war
defekt, immer wenn die Temperatur über 15 Grad stieg, funkte die Anlage
erhöhte Strahlenwerte nach Mainz. Solche Schwankungen würden "in
gewissen Grenzen toleriert", sagt Stefanie Mittenzwei, Sprecherin des
rheinland-pfälzischen Umweltministeriums.

Täglich werden die Daten der insgesamt 27 Mess-Stationen des Landes, die
Strahlung der Kernkraftwerke Cattenom an der französischen Obermosel, im
rheinland-pfälzischen Mühlheim-Kärlich und im hessischen Biblis messen,
automatisch an das Ministerium gefunkt. Dort werden sie ausgewertet und
laut Mittenzwei auf Plausibilität geprüft, also ob etwa alle Stationen
erhöhte Werte messen oder nur eine, oder ob eventuell durch Regen die
Strahlendosis gestiegen ist. Niederschläge können nämlich den natürlich
vorkommenden radioaktiven Stoff Radon freisetzen und dadurch zu höheren
Strahlenwerten führen. Meist handele es sich in solchen Fällen nur um
eine kurzzeitige Erhöhung der Werte, sagt Mittenzwei. Das deute
daraufhin, dass es sich nicht um einen Störfall handele.
Das wahr wohl auch der Grund, warum die über Tage erhöhten Werte in Konz
im Ministerium niemanden beunruhigten. Obwohl die dort gemessene
Strahlung zeitweise über dem Mittelwert von 0,1 Mikrosievert pro Stunde
lag. Die zulässige natürliche Strahlenbelastung pro Jahr liegt um ein
Vielfaches höher.

Umweltschützer sprechen von "Skandal"
"Die erhöhten Anzeigenwerte beruhten nicht auf einer erhöhten
Umgebungsstrahlung, sondern auf einem technischen Temperatureffekt der
Sonde", sagt die Ministeriumssprecherin. Trotzdem sei es nicht nötig
gewesen, die Sonde sofort auszuwechseln. "Ein Skandal", sagt Elisabeth
Quaré. Sie ist in der Umweltschutzgruppe Maus (Messen für aktiven
Umweltschutz, www.maus-trier.de) tätig. Die Gruppe betreibt eigene
Strahlenmessanlagen rund um das Kernkraftwerk Cattenom und wertet die
Daten der Stationen des Landes aus. "Es gibt zu denken, dass extreme
Radioaktivitätswerte im staatlichen Messnetz auftreten, und niemand dort
merkt es", sagt Quaré. Auch die Tatsache, dass der Konzer Bürgermeister
erst durch ihre Anfrage erfahren hat, dass es in seiner Stadt überhaupt
eine solche Station gibt, spreche nicht unbedingt für die
Professionalität des Ministeriums. Dort wehrt man sich: Die Gemeinden
seien bei der Installation der Sonden informiert worden.

Extra zu Messstationen:
An diesen Standorten messen Sonden die Strahlung des Kernkraftwerkes
Cattenom: Perl, Saarburg, Konz. Trier-Euren, Trier-Tarforst und Trier
Mitte. Die Werte können im Internet abgerufen werden unter
www.strahlung-rlp.de

http://www.volksfreund.de/nachrichten/themendestages/themenderzeit/Weitere-Themen-des-Tages-Konz-Mainz-Strahlung-atomkraft-cattenom-umwelt-ministerium-konz-saarburg-mainz;art742,2130973

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Der Link zur Messgruppe der AtomkraftgegnerInnen: http://www.maus-trier.de/

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Und zur Erinnerung 3 Beispiele zu Cattenom aus 2009:

Trierischer Volksfreund 27.05.2009 *Erneut Panne im Kernkraftwerk
Cattenom*

Cattenom. (wie) Bereits vor zwei Wochen kam es erneut zu einem
Zwischenfall im Kernkraftwerk Cattenom. Laut einer erst jetzt
veröffentlichten Mitteilung des Kraftwerksbetreibers, des französischen
Energiekonzerns EDF, fiel im zweiten Reaktorblock am 14. Mai für mehrere
Stunden ein Teil der Entlüftung aus. Eine Gefahr für die Umwelt habe
nicht bestanden, heißt es.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-TV-Cattenom;art806,2090383

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Trierischer Volksfreund 10.04.2009 *Erneut Zwischenfall in Cattenom*

Cattenom. (wie) Im Kernkraftwerk Cattenom an der französischen Obermosel
kam es diese Woche zu einem Zwischenfall. An einem Reaktor fiel der
Ventilator aus. Der Ventilator sorgt dafür, dass ständig Frischluft ins
Innere des Atommeilers kommt. Es war bereits der dritte Zwischenfall in
diesem Jahr. Techniker hatten nach Angaben des Kraftwerksbetreibers, des
französischen Stromkonzerns EDF, den Fehler sofort gefunden und den
defekten Ventilator ausgetauscht.
Erst am Donnerstag wurde der Zwischenfall, der auf der siebenstufigen
Skala atomarer Zwischenfälle mit eins und damit als harmlos eingestuft
worden ist, bekannt. Es habe keine Gefahr für die Umwelt bestanden,
heißt es in der Meldung des französischen Kraftwerkbetreibers.


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Trierischer Volksfreund 14.01.2009 *Erhöhte Strahlung in Cattenom vertuscht?*

Von unserem Redakteur Bernd Wientjes Wie genau waren die Messungen zur
Radioaktivität im Kernkraftwerk Cattenom in Lothringen? Die französische
Atomaufsicht hat jedenfalls allen 58 Kernkraftwerken in Frankreich die
Erlaubnis entzogen, die Strahlenwerte selbst zu messen. Sie seien an
allen Standorten zu ungenau gewesen.
Wie genau waren die Messungen zur Radioaktivität im Kernkraftwerk
Cattenom in Lothringen? Die französische Atomaufsicht hat jedenfalls
allen 58 Kernkraftwerken in Frankreich die Erlaubnis entzogen, die
Strahlenwerte selbst zu messen. Sie seien an allen Standorten zu ungenau
gewesen.

Bei klarem Winterwetter kann man die Wasserdampfwolken der Kühltürme in
Cattenom von Trier aus sehen. Foto: dpa

Cattenom/Mainz. Bei den Strahlenmessungen rund um die 58 Atomkraftwerke
in Frankreich ist gemauschelt worden. Das jedenfalls behauptet die
französische Atomaufsicht. Sie hat allen Kernkraftwerken im Land die
Erlaubnis entzogen, selbst die Radioaktivität zu messen. Bei den
Messungen von Luft und Wasser habe es "Verzerrungen" gegeben, hieß es
bei der Behörde. Einige Messungen sollen bis zu 40 Prozent von der
tatsächlichen Strahlenbelastung abgewichen sein. Auch das Kernkraftwerk
Cattenom an der Obermosel, unweit der Grenze zu Rheinland-Pfalz,
Saarland und Luxemburg, ist vom Verbot betroffen.

Unklar ist aber, ob es dort auch zu einer möglicherweise beschönigenden
Messung gekommen ist. Laut rheinland-pfälzischem Umweltministerium haben
die vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht
selbst vorgenommenen Untersuchungen keine Abweichungen zu den aus
Cattenom gemeldeten Werten ergeben. Trotzdem fordert das Ministerium
Aufklärung über die Qualität der Messungen auf französischer Seite. Das
Thema soll in der deutsch-französischen Kommission für die Fragen der
Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen erörtert werden. Umweltschützer
befürchten, dass jahrelang erhöhte Strahlenwerte vertuscht worden sind.
http://www.volksfreund.de/nachrichten/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-TV-Cattenom-Mainz;art806,1947325
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Aktuelles zu Atompolitik: www.contratom.de
Zur Antiatombewegung: www.castor.de www.ausgestrahlt.de




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