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21. Jahrestag der Atom-Katastrophe

ImageIn der Nacht vom 25. zum 26 April 1986 sollte die Bedienungsmannschaft im Block 4 der Atomanlagen von Tschernobyl das Kühlwassersystem des Reaktors testen. Aufgrund verschiedener menschlicher Fehleinschätzungen geriet der Versuch außer Kontrolle, es kam um 01.22 Uhr zu einem ungeplanten Leistungsanstieg des Reaktors. 40 Sekunden später wurde als letzte Möglichkeit um 01.23 Uhr die Notabschaltung durchgeführt, mit der neutronenabsorbierende Graphitstäbe zwischen die Brennelemente geschoben werden. Aber es war zu spät: Die Stäbe aus Graphit konnten die einsetzende nukleare Kettenreaktion nicht mehr stoppen, sie schmolzen unter der sich entwickelnden Hitze fest. 8 Sekunden später folgte eine gewaltige Explosion, der Reaktor barst, die 2000 Tonnen schwere Abdeckung des Reaktorblocks flog in die Luft.
  


Mit der Katastrophe von Tschernobyl wurden über Nacht ca. 9 Millionen Menschen in den von Radioaktivität betroffenen Regionen zu Opfern. Riesige Territorien in Weißrussland, in der Ukraine und in Russland wurden unbewohnbar, insgesamt wurden 400.000 Menschen umgesiedelt, 415 Städte und Dörfer evakuiert. Die radioaktive Wolke zog um die ganze Erde. Selbst in Deutschland erkrankten und starben Menschen aufgrund der mit der Nahrung und mit der Atemluft in den Körper aufgenommenen radioaktive Teilchen.

Die Analyse der Tschernobylfolgen bleibt noch nach 21 Jahren schwierig. Wesentliche Daten unterliegen weiterhin der Geheimhaltung. Sowohl die radioaktiv am stärksten betroffenen Staaten Osteuropas als auch die AKW betreibenden Staaten des Westens haben kein Interesse an einer umfassenden und öffentlich überprüfbaren Erforschung der Tschernobyl-Folgen. Deshalb blockieren bis heute die zuständigen Organisationen der Vereinten Nationen (Weltgesundheitsorganisation, Internationale Atomenergie Kommission) diese Aufarbeitung bzw. versuchen, die Folgen des Super-Gaus zu bagatellisieren.

Die trotzdem bekanntgewordenen Zahlen sprechen ein klares Bild: Von den ca. 600.00 - 1 Millionen Liquidatoren waren bereits im Jahre 2000 ca. 50.000 an Krebs verstorben, 90% der damals jungen Männern sind bereits Invalide. Allein in Weißrussland sind bisher 10.000 Schilddrüsenerkrankungen festzuhalten, selbst die WHO rechnet hier mit einer Gesamtzahl an 100.000 Erkrankungsfällen.

Das Ausmaß der menschlichen Katastrophen ist in diesen Zahlen nur angedeutet.

In der aktuellen Klimaschutzdebatte wird die Atomenergie, da sie z.B. im Gegensatz zu Kohlekraftwerken CO2-arm ist, politisch wieder gefördert. Atomenergie kann nach den Erfahrungen in Tschernobyl keine Alternative sein, die zukünftige Energieversorgung muß auf diese Technik grundsätzlich verzichten. In schwedischen Forsmark war die Welt 2006 wieder nur Sekunden von einem nächsten Super-Gau entfernt. Aber bereits der Normalbetrieb der AKWs gefährdet Menschen, und die Unlösbarkeit der atomaren Müllentsorgung wird diese Gefährdung zukünftige Generationen spüren lassen.


mehr:
Tschernobyl 26.04.1986
https://neckarwestheim.antiatom.de/ts20/supergau.htm
als vierseitiges Flugblatt: https://neckarwestheim.antiatom.de/ts20/pdf/tschernobyl20.pdf